Unsere Kirche

Die Kirchengemeinde St. Peter und Paul Poppenreuth ist eine von 13 Kirchengemeinden der Region Stadt im Dekanat Fürth. Sie liegt im Fürther Nordosten im Grenzgebiet der beiden Städte Nürnberg und Fürth. Rund 4200 Gemeindemitglieder (Stand: Dezember 2015) verteilen sich auf die Stadtgebiete Espan, Poppenreuth, Neu- und Nordpoppenreuth, Sack, Bislohe, Braunsbach sowie die Dörfer Höfles und Schnepfenreuth. Prägend für den Ortskern ist der gut einsehbare Kirchturm mit einer Höhe von 55 m, der auch im Logo der Kirchengemeinde zu finden ist. Aufgrund ihres Alters ist die Kirche St. Peter und Paul Poppenreuth Mutterkirche für alle Gemeinden nördlich und östlich der Pegnitz und Regnitz – also auch für die große Sebalduskirche in Nürnberg.

 

Pfarrer seit über 8 Jahrhunderten

Weil die Kirchen St.Peter und Paul in Poppenreuth und St.Sebald in Nürnberg sich die Pfarrer teilen mussten, gab es Streit zwischen der Mutter- und Tochterkirche. Drei päpstlichen Bullen, 1386 von Urban IV., 1390 von Bonifazius IX. und 1402 ebenfalls von Bonifazius IX. sollten im Mittelalter die Unstimmigkeiten lösen. Erst im Reformationszeitalter wurden mit Pfarrer Dr. Georg Pessler (1528) die beiden Kirchen gemeindlich getrennt.

Es gibt in Poppenreuth eine durchgehende Pfarrersliste von 1192 bis in die Gegenwart. Sie hängt an der Kirchenrückwand unter der Orgelempore. Auf drei Tafeln werden sämtliche Poppenreuther Pfarrer aufgeführt.


Turmeingang

 

Der Turm enthält das älteste Mauerwerk der Kirche. An der Südseite hat er unten noch ein romanisches Rundbogenfenster. Das Untergeschoss war ursprünglich mit Balkenlagern abgedeckt. Der romanische Zackenfries darunter ist noch vollständig erhalten, aber von unten nicht mehr einsichtig, da er hinter dem gotischen Kreuzrippengewölbe verschwindet. Die Mauerstärke von 1,60 m und der Turmeinstieg hoch im Schiff (rechts oberhalb der Orgel) erinnern an den einstigen Wehrbau.


Romanisches Knotenkreis-Flechtwerk

 

Im ersten Stockwerk des Turmes ist ein Ornament-Stein mit romanischem Kreisknotenflechtwerk. Dies wird um 1150 datiert. Das gleiche Ornament ist auch in der romanischen Doppelkapelle der Nürnberger Burg zu finden. Aus diesem Grund wird die Poppenreuther Kirche als Anschlussauftrag zur Kaiserburg in Nürnberg für die gleiche Steinmetzhütte angesehen.


Technik, die begeistert

Die Glockenseile müssen vom Läuthaus bis Glockenstube durch zwei Stein- und drei Holzdecken geführt werden. Um die Seile an den Deckenkanten aus Stein oder Holz vor Abnützung zu schützen, wurden die Seile durch gebohrte und behauene Jungbaumstämme (Holzrohre) geführt.


Signale in 55 Metern Höhe

1456 wurde der Turm gotisch umgebaut und erhöht, um 1520 noch einmal um das heutige Glockengeschoss aufgestockt und mit einem steilen Ziegelhelm versehen. Bis zur Spitze mit Kreuz und Hahn misst er 55 m. In seiner Glockenstube hängt ein vierstimmiges Geläute mit der Schlagtonreihe f’ – as’ – b’ – des”. Die grosse Glocke stammt von 1564, die drei kleineren mussten 1957 frühere ersetzen.

Unser Glockengeläut können Sie gerne hier nachhören!


Neue Orgel in altem Gehäuse

 

Das Schiff ist mehrmals verändert worden, zuletzt 1859/60 im neugotischen Stil. Aus dieser Zeit stammen die Flachdecke und Emporen, Orgelprospekt und Kirchengestühl, Taufstein und Kanzel – erstellt nach Entwürfen von August von Kreling (1819-1876). Das neue Orgelwerk im alten Gehäuse baute 1984 Ekkehard Simon aus Landshut mit 27 Register auf 3 Manualen. Im Kirchenschiff und den Emporen gibt es etwa 500 Sitzplätze.


Licht und Wasser

 

Die Kirchenachse mit dem Mittelgang betonen zwei barocke Messingleuchter, gestiftet 1666 und 1738. Am Taufstein stand früher in der Mitte des Chorraumes.
Über Eck hängen die Bronze-Epitaphien für zwei Pfarrer: Mag. Justus Rössner (in Poppenreuth 1628-1633, Nachguss vom Johannisfriedhof) und D.Gustav Georg Zeltner (in Poppenreuth 1730-1738).


Sakristei

 

Der Chor mit seinem gotischen Sterngewölbe wurde 1522 vollendet (Baudatum am Scheitel des Chorbogens innen). Er hat als Anbauten nördlich die Sakristei mit neugotischer Einrichtung und dem Gehänge eines alten Wasserjochs, das den Satz Jesu symbolisiert: “Mein Joch ist leicht.”


Kunstwerke mit Bildungsanspruch

In den Chorfenstern hat Professor Friedrich Wanderer in den Jahren 1881/82 einen “Christus-Zyklus” erstellt. Leider wurde die Weihnachtsszene im 2. Weltkrieg durch die Druckwellen von Bombenabwürfen zerstört. Um die Farbigkeit der Wanderer-Fenster zu erhalten, wurde anstelle der zerstörten “Weihnachtsszene” “Pfingsten” vom letzten südlichen Chorfenster umgesetzt. Seitdem findet die Geistausgießung von Pfingsten unter dem Stern von Bethlehem statt. 


Zwei Seiten – ein Altar

Der gotische Flügelaltar aus den Jahren um 1518, ist die größte Kostbarkeit der Kirche. Die “Festtagsseite” zeigt von links nach rechts St.Petrus mit Buch und Schlüssel, im Retabel die Evangelisten Markus (?) mit Buch – Johannes mit Kelch (ursprünglich ein hl. Sebastian) – Matthäus (?) mit Buch, rechts St. Sebald mit Muschel und Pilgerstab. 
In der Passions- und Adventszeit werden die Flügel geschlossen. Dann zeigt die “Werktagsseite” auf den alten Innenflügeln links St.Laurentius mit dem Rost und rechts St. Stephanus mit den Steinen (Dürerschüler Hans Springinklee). Dazu kommen auf den neuen Standflügeln links St. Martin mit dem Bettler und rechts St. Michael mit der Waage (Konrad Ehmann).


gekreuzigt, gestorben und begraben…

 

Im neugotischen Gesprenge ist eine gotische Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes bei dem gekreuzigten Jesus.


… auferstanden von den Toten

Die Predella enthält seit 1996 eine Plastik des Bildhauers Heinz Heiber, der den Satz aus dem Glaubensbekenntnis wiedergibt:”… auferstanden von den Toten”.

An den Wundmalen wird der ansonsten rotgefasste Christus deutlich. Kopf und Hände, die schon im Auferstehensprozess stehen, sind mit “Gold”, der Farbe des Sieges ausgestattet. Das ursprüngliche Thema der Predella, die häufig ein Aufbewahrungsort für Reliquienschreine ist, wird mit einer Ausrichtung auf Zukunft und Auferstehung hin verändert.


Zeugnisse der Vergänglichkeit

Links St. Peter und Paul in Poppenreuth, Mitte Kaiserburg Nürnberg, rechts Peterskapelle Nürnberg, unten Ochsenkarren mit dem Sarg von Sebaldus. Die einstige Befestigung mit Torbau, Wehrmauer und Ecktürmen wurde 1850 bis auf die heutigen Reste abgetragen

Die gesamte Anlage hat die Merkmale einer alten Wehrkirche mit mauerumzogenen Kirchhof. Die Replik einer Szene des Sebaldusteppichs (Original im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg) hängt an der Ostseite des Chores mit der ältesten bildlichen Darstellung der Poppenreuther Kirche von 1420.


Beichte

Der gestiftete Beichtstuhl des Schneiders Wolfgang Backoff ist im Sterbebuch der Kirchengemeinde von 1710 vermerkt.
Aus römisch-katholischen Kirchen ist die Form des geschlossenen Beichtmöbels bekannt. Sie kam erst nach dem Konzil von Trient (1538-84) auf und befolgt die jesuitische Beichtpraxis der Trennung von Priester und Laien. In der evangelischen Beichte konnten sich die vorreformatorischen Formen des einsitzigen offenen Beichtstuhles erhalten. Die in Franken heute noch erhaltenen Exemplare entstanden meist zwischen 1680 und 1750.


Ölbergkapelle

Der kleine südliche Choranbau ist die so genannte Ölbergkapelle mit dem Rest einer Gethsemane-Gruppe. Dieser Raum war früher zum Kirchhof hin – dem ehemaligen Friedhof – offen.  Unter dem Wandkruzifix befindet sich ein Lavabo oder Piscina. Dies wurde früher zum Säubern der Vasa Sacra bzw. zum Ausgießen des übrigen Abendmahlweines genutzt.


“Nürnberger Spuren”

An der Nordseite des Chores sind Renaissance-Fresken von 1583 erhalten. Sechs von früher dreizehn Aposteln, darunter auch Petrus und Paulus. Ebenfalls an der Nordseite befindet sich der Renaissance-Giebel eines ehemaligen Sakraments-Häuschens. Am nördlichen Chorbogen ist ein Fresko mit Ranken und Blumen, datiert von 1636. – In den Chorschrägen unter den Fenstern ist links ein Fresko mit dem Martyrium des hl. Sebastian und rechts die Konsole aus St. Sebald in Nürnberg.
Ebenso ist dort ein barockes Vortragekreuz um 1700 und drei 1984 erneuerte Totenschilde für Angehörige der Nürnberger Patrizierfamilie Loeffelholz von Colberg auf Steinach, sowie für den Poppenreuther Pfarrer und Sebalder Propst Dr. Georg Pessler.


Barockes Totenschild

Barockes Totenschild für Georg Burkhard Loeffelholz aus dem Jahr 1714.Georg Burkhard Loeffelholz unterstützte als “Schlossherr” von Steinach in der Konsolidierungsphase nach dem 30-jährigen Krieg die Kirchenrestauration in Poppenreuth.Von der Familie Loeffelholz stammten nicht nur Totenschilde, sondern auch die frühere Barockkanzel, ein Seitenaltar, verschiedene Wandfresken, ein Familiengestühl und Abendmahlsgeschirr.